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| PferdegetrappelDas Experiment an der Universität Texas wird wahrscheinlich
  keines der 103 beteiligten Pferde so schnell vergessen. Als erstes wurde vor
  jedem Gaul ein quiekendes Spielzeugschwein losgelassen. Dann hielt ein
  Assistent einen aufgeblasenen Luftballon ans Hinterteil des Rosses und
  brachte ihn mit einer Sicherheitsnadel zum Platzen. Beim glorreichen Finale
  ließ ein Helfer einen Regenschirm Richtung Pferdekopf aufklappen. Die ganze
  Zeit sprach ein Forscher ins Diktiergerät, wie das Tier reagierte: Weiteten
  sich seine Augen? Riss es den Kopf herum? Machte es Sprünge? Greifbare
  Resultate brachte der Versuch freilich keine. PferdegewieherDie Wissenschaftler wollten so herausbekommen, ob
  auch Pferde über Persönlichkeitseigenschaften verfügen – ein Tier also
  beispielsweise besonders ängstlich oder eher mutig ist.  Tiergeräusche unter nächsten
  SprechertextAn dergleichen Persönlichkeitsforschung versuchen
  Gelehrte sich immer wieder. 187 einschlägige Studien wurden vor zwei Jahren
  gezählt. Forschungsobjekte sind Ratten, Ziegen, Wölfe, Frettchen, Geparden
  und was noch so kreucht und fleucht. Regelmäßig werden hochinteressante
  Befunde gemeldet. Da wurde Zebrafischen ein ängstlicher Charakter
  bescheinigt, weil sie nicht in den beleuchteten Teil eines Aquariums
  schwimmen mochten. Geparden, die ihr Spiegelbild anknurrten, mussten sich als
  aggressiv bezeichnen lassen. Bei Schweinen wiederum soll es besonders soziale
  Naturen geben. Sie reiben gerne ihre Nasen an Artgenossen. SchweinegrunzenAber kann man das nicht irgendwie alles etwas
  systematischer erforschen? Mit bewährten Fragebögen zum Beispiel? Klar kann
  man das, auch wenn mancher sich die Szene völlig falsch vorstellt. Der
  hochangesehene Persönlichkeitspsychologe Paul Costa aus Baltimore erklärt,
  wie es nicht geht:  Many people have an image of a bear sitting
  with paper and pencil, trying to fill in little answer sheets. But no,
  actually the knowledgeable raters or zookeepers and attendants have done the
  ratings. Viele Leute sehen in Gedanken einen Bär mit Bleistift vor sich, der versucht, einen Fragebogen auszufüllen. Tatsächlich geben aber die Zoowärter die Antworten. Wenn verschiedene Wärter das gleiche Tier
  beurteilen, stimmen ihre Antworten recht gut überein. Es scheint also etwas
  dran zu sein, wenn ein Bär als besonders reizbar eingestuft wird. BärengebrüllVor allem aber lassen sich mit solchen Fragebögen
  die Big Five erfassen. Diese fünf grundlegenden Persönlichkeitseigenschaften
  finden Psychologen wie Costa bei Menschen immer wieder, nämlich:
  Extraversion, emotionale Stabilität, Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.
  Und siehe da: Tiere sind auch nur Menschen. Bloß bei einer einzigen
  Eigenschaft müssen die meisten Tierarten passen  – bei der Gewissenhaftigkeit.   And while only chimpanzees show
  all five dimensions most other animals show four of the Big Five. It’s really
  quite amazing … But bears and octopuses and all kinds of animals can be
  described in terms of their extraversion and emotional stability, their
  openness and curiosity and friendliness or hostility, which is agreeableness.Nur Schimpansen verfügen über alle fünf Dimensionen. Aber die meisten anderen Tiere haben vier der Big Five. Es ist wirklich erstaunlich. Bären und Tintenfische und viele andere lassen sich beschreiben mit Begriffen wie Extraversion, emotionale Stabilität, Offenheit und Verträglichkeit. Da schlägt 
  halt das gemeinsame evolutionäre Erbe durch. Gut, im Tierreich äußert
  sich Persönlichkeit etwas anders. Introvertierte Menschen drücken sich bei
  der Party irgendwo am Rand herum. Der scheue Tintenfisch dagegen versteckt sich
  bei der Fütterung in seiner Höhle, indem er seine Farbe der Umgebung anpasst.
  Aber wäre er zur Party eingeladen, würde sicher auch er versuchen, sich dort
  unsichtbar zu machen.. 
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